2010 – Niederlande
Tag 1 – Freitag, 09. April 2010 |
Anreise Amsterdam
Der erste Tag der Niederlande-Exkursion begann in der Abflughalle des Nürnberger Airports. Alle waren angetreten und umringten Herrn Prof. Dickel, der die 16 Studenten und die 15 Gasthörer begrüßte. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde checkten wir ein. Ohne Unterbrechung ging es von Nürnberg nach Amsterdam. Mit der Nederlandse Spoorwegen (der Eisenbahn) erreichten wir unseren Zielbahnhof Amsterdam RAI und unsere Unterkunft für die nächsten Tage außerhalb des Stadtzentrums. Nach der Gepäckabgabe und einer kurzen Pause starteten wir die Studienexkursion am frühen Nachmittag.
An der Prinsengracht, mitten im Grachtengürtel der Stadt, hörten wir eine erste Einführung in die Backsteinarchitektur und die Stadtgeschichte sowie zu den Wasserstraßen von Frau Rösler. Es folgte das Referat zum Alte Rathaus, vorgetragen von Frau Amgalan. Frau Winter sprach zum „National Denkmal am Dam“, Frau Hartung behandelte anschließend die Nieuwe Kerk. Die Beurs von Berlage stellte Frau Krauss vor und eine kurze Pause schloss sich an. Es ging weiter im Programm mit der Oude Kerk und ihrer Innenbesichtigung unter Führung von Frau Rast. Die Fortführung des Architekturrundgangs an den Grachten mit weiteren Referaten an der Herrengracht 170-172 und zu den Giebeln der Patrizierhäuser erlebte die Gruppe bei außergewöhnlich guten Wetterverhältnissen. Weiter ging es an der Keizersgracht mit einem Exkurs zur niederländischen Version der Art Nouveau. Mit dem Referat zur Westerkerk an der Prinsengracht 279 von Frau Hartung schlossen wir den offiziellen Teil des Tagesprogramms mit einer gemeinsamen Fassadenbeschreibung ab. Die Gruppe begab sich zurück zur Unterkunft um die Zimmer zu beziehen. (Sonja Kammerlander)
Tag 2 – Samstag, 10. April 2010 | Amsterdam und Haarlem
Der zweite Tag begann mit der Straßenbahnfahrt zum Hauptbahnhof von Amsterdam und einem kurzen Fußmarsch zum Gebäude der öffentlichen Bibliothek. Dies geschah vor 10 Uhr, sodass trotz eifrigen Studierwillens seitens der Exkursions-Teilnehmer eine vorzeitige Öffnung des Hauses für eine Besichtigung des Inneren untersagt blieb. Nach dem Referat zur modernen Architektur der „openbare bibliotheek“ lauschten alle aufmerksam den Informationen zu „NEMO“, dem Museum der Wissenschaften des Architekten Renzo Piano. Dieser auffällige Museumsbau inmitten der weitläufigen Hafenanlage mit ihren Stegen und Landungsbrücken, Segelschiffen, Museumsbarken und Hausboten, gab Anlass zu einer Diskussion. Zurück am Bahnhofsgebäude von Cypers, lauschten alle dem nächsten Referat von Frau Krauss. Danach stieg die Gruppe in den Zug nach Haarlem.
Hier wurden wir von Marian Wild in die Stadtgeschichte eingeführt inklusive der St. Bavokerk. Nach der Innenbesichtigung und fächerübergreifendem Wissensaustausch zum Orgelbau bekamen wir noch einen kurzen Ohrenschmaus zu hören. Nach einem kurzen Stadtrundgang erreichten wir die nächste Station des Tagesprogramms, das Frans Hals Museum. Wir begannen mit Meistern des 16. und 17. Jahrhunderts der niederländischen Malerei. Hier beeindruckten uns die Regenten- und Schützenstücke in den unterschiedlichen Ausführungen für die Gilden. Wir sahen Gemälde von Maerten van Heemskerck und Hendrick Goltzius sowie Frans Hals. Besonders das Gemälde „Der Heilige Lukas malt die Madonna“ wurde eingehend besprochen. Nach der Mittagspause erhielt die Exkursionsgruppe eine ausführliche Einführung in die Stilllebenmalerei des Willem Claesz Heda und Pieter Claesz durch Herrn Gimmel. Aufmerksam folgten alle danach dem Referat zum Leben und Werk des Jan Miese Molenaer, bevor es mit den Referaten zu Johannes Verspronck, Jan de Bray und Gerrit Berckheyde in das Nachmittagsprogramm überging. Mit dem Besuch der Ausstellung zu Judith Leyster und einigen ihrer bekanntesten Werke beendeten wir den Rundgang durchs Frans Hals Museum im Innenhof. Abschließend hörten wir das Referat zum Gebäude vor dessen Eingangsportal, um danach gleich in Richtung des Teyler-Museums aufzubrechen. Die pompöse Schaufassade beeindruckte ebenso wie ihre Architekturbeschreibung; danach begaben wir uns in Richtung Innenstadt mit ihrem Theater-Gebouw und dessen wechselvoller Baugeschichte. Auf dem Marktplatz folgten alle gespannt den Ausführungen von Herrn Wild zur Geschichte der Vleeshal, des Kein Heiligland und der Verweyhal. In Amsterdam erwartete uns der Blick auf die Skyline der nun geöffneten Stadtbibliothek. Dort trafen am Abend alle Exkursions-Mitglieder im obersten Stockwerk zusammen, sie alle holten damit die am Vormittag verwehrte Innenbesichtigung und den herrlichen Ausblick von der Terrasse der „openbare bibliotheek“ nach. (Sonja Kammerlander)
Tag 3 – Sonntag, 11. April 2010 | Utrecht
An diesem windigen Sonntagmorgen fuhren wir mit dem Stoptrein in Richtung Utrecht, wo uns eine hervorragende Stadtführung und interessante Stunden im Museum erwarten sollten. Im Zentrum der Stadt liefen wir an der Oude-Gracht entlang, blickten hinunter auf die Werfkelder und hörten den ersten Vortrag zur Stadtgeschichte. Als ersten baulichen Höhepunkt erlebten wir das Rathaus am Ganzenmarkt, ein verwirrendes Konglomerat aus Gebäuden. Der spanische Architekt Miralles hatte im Auftrag der Stadt versucht, durch Anbauten und Umgestaltungen die bestehenden Gebäude aus allen Epochen miteinander zu verschränken und in einen Dialog treten zu lassen. Sonja Kammerlander, die ihre Magisterarbeit über dieses Bauwerk geschrieben hat, beantwortete all unsere Fragen. Gegen 11:30 kamen wir am Centraalmuseum an. Zuerst wurde uns die religiöse Malerei von Jan von Scorel näher gebracht. Später widmeten wir uns der Betrachtung der Utrechter Caravaggisten, vor allem Honthorsts Kupplerin beeindruckte uns nachhaltig. Beim Besuch des Domes wurden wir erstmals neidisch auf die niederländischen Studierenden, denn das alte Domkapitel, das zum ersten Hörsaal der Uni geworden war, dient heute noch als Aula. Wir gingen durch den Kreuzgang und besichtigten den Chor.
Zwischen diesem und dem gegenüberliegenden Kirchturm, der 1253 als Prestigeprojekt begonnen wurde und einen wunderbaren Carillon mit über 50 Glocken beherbergt, klafft eine riesige Lücke: Das gesamte Langhaus war 1460 während eines Sturms eingestürzt und nie wieder aufgebaut worden. Die Campus-Besichtigung am späten Nachmittag wurde nicht nur durch Kälte und Sturm geprägt, sondern durch niederländisches Entertainment vom Feinsten. Im Bus lernten wir einen Informatikstudenten kennen, der sich spontan bereit erklärte, uns bei unserem Campusbesuch zu begleiten. Mit viel Humor und einem sympathisch niederländischen Akzent führte er uns durch seine Uni, so souverän als hätte er sich wochenlang auf diesen Vortrag vorbereitet. Er lieferte die Anekdoten, Sonja Kammerlander ergänzte die Fakten. So konnten wir uns trotz der Kälte für das faszinierende Bauensemble begeistern. Wir bestaunten das bunte Studentenwohnheim mit dem schönen Namen Casa Confetti, das Educatorium von Rem Koolhaas und den Bibliotheksquader von Wiel Arets – schwarze Wände mit Bambusstruktur und roten Designmöbeln mit Kautschuk überzogen – da kann unsere Erlanger UB nicht mithalten! Wir hatten schließlich den Härtetest in der Kälte bestanden und uns dabei auch noch amüsiert!
(Tabea Krauß)
Tag 4 – Montag, 12. April 2010 | Rotterdam und Delft
Der vierte Tag unserer Exkursion führte bei strahlender Sonne nach Rotterdam, in eine Stadt voll moderner Architektur mit viel Kunst im öffentlichen Raum. Vor dem Stadhuis hörten wir Referate zur tragischen Geschichte der Stadt, die im Zweiten Weltkrieg fast vollständig von den Deutschen zerstört worden war, sowie zu dem erhaltenen historistischen Bauwerk, das ganz im Gegensatz zu der funktionalistischen Architektur steht, die uns Frau Mörtel zeigen würde. Unter ihrer Führung bestaunten wir als erstes Ouds form- und farbschönes Café de Unie. In der Fußgängerzone trafen wir plötzlich auf einen bronzenen Riesenzwerg, der sich als Kunstwerk von Mc Carthy herausstellte. Was der putzig-kitschige „Kabouter Buttplug“ in der Hand hielt, war allerdings kein Weihnachtsbaum sondern ein Analspielzeug, wie wir von Sven Zedlitz erfuhren. Im etwas entfernter gelegenen Museumspark bekamen wir die Möglichkeit Museumsarchitektur des frühen und späten 20. Jahrhundert miteinander zu vergleichen.
Das Museum Boymans van Beuningen zeigte uns die Fähigkeit der Niederländer moderne Prinzipien mit traditionellen Materialien zu verbinden. Rem Koolhaas Kunsthal tritt mindestens ebenso als bauliches Kunstwerk in Erscheinung, wie es der Ausstellung von Kunst selbst dient. Es folgte ein Referat zu Zadkines Statue „Die zerstörte Stadt“- einem modernen Laokoon, dem die Schrecken des Zweiten Weltkriegs regelrecht in den Gliedern zu stecken scheinen. Schließlich kamen wir zu einem der baulichen Höhepunkte dieser Stadt: den Kubushäusern, die uns Patrick Steib vorstellte. Es ging weiter zum Wilhelmina Plein, wo es nach der Mittagspause noch mehr großartige Architektur zu sehen geben sollte. Frau Mörtel und Herr Steib führten uns von einem beeindruckenden Gebäude zum anderen. Vom World-Port-Center, das einem am Hafen gestrandeten Dampfer glich, über den Jugendstilbau der Holland Amerika Lijn und den riesigen Wohnturm „Montevideo“ bis zum Nieuwe Luxor Theater, dessen schiffsartiger Bau auf den Topos des Narrenschiffs anzuspielen scheint. Am faszinierendsten war aber wohl für alle die Erasmusbrücke, die monumental aber elegant die Nieuwe Maas überspannt und mit ihrer weiß leuchtenden Stahlkonstruktion alle Hochhäuser überragt. Da trotz des starken Windes keiner von uns ins Wasser geweht worden war, konnten wir nun vollzählig zur letzten Architekturstation fahren, der von Oud geplanten Wohnsiedlung De Kiefhoek. Am späten Nachmittag stiegen wir in den Zug, um den Abend im schönen Städtchen Delft zu verbringen. Wer würde als erstes den Blick, der in Vermeers Ansicht von Delft eingegangen war, identifizieren? Das Gefühl, uns nicht in der wirklichen Welt, sondern in einem Gemälde des 17. Jahrhunderts zu bewegen, überkam uns auch beim Anblick der Nieuwe Kerk. Am Ende des von der Abendsonne überfluteten Platzes erhob sich majestätisch ihr golden leuchtender Turm, hinter dem im Chor das Grabmal Wilhelms von Oranien steht.
(Tabea Krauß)
Tag 5 – Dienstag, 13. April 2010 | Den Haag
Der morgendliche Architekturspaziergang durch Den Haag sollte uns von der modernen Bauweise zurück in die Vergangenheit führen. Wir begannen bei den 2003 fertiggestellten Hoftoren- Bürotürmen, deren höchster wegen der einseitig zulaufenden Spitze „Füller“ getauft wurde. Die Zurichtoren von Cesar Pelli, ein rotes sechseckiges Gebäude, wird von einem filigranen Art-Déco-Dach bekrönt. Das nächste Referat hörten wir zum Nederlands Dans Theater am Spui Komplex vom Architekten Rem Koolhaas. Das modern gestaltete Gebäude besteht aus zwei Teilen, die durch das rondellartige Theaterrestaurant miteinander verbunden sind. Der Dr. Anton Philipszaal tritt durch seine großzügigen Spiegelflächen hervor, in denen die Umgebung reflektiert wird. Ein strahlend weißer Gigant, das Neue Rathaus und die Bibliothek von Richard Meier beeindruckten uns alle sehr, vor allem im Inneren überraschten uns die Weite und die Eleganz des Bauwerks. Wir kamen nicht umhin ein Gruppenfoto vor dem Komplex zu schießen. Weiter ging es zum Konsumwarenhaus „De Volharding“ aus den 20er Jahren, direkt neben der neu gestalteten U-Bahn Station von Rem Koolhaas. Später besichtigten wir noch das Oude Stadhuis und das Paleis Noordeinde aus dem 16. Jahrhundert. Auch die Klosterkerk stand noch auf dem Plan. Gestartet waren wir in der Moderne, und wie angekündigt schlossen wir den Architekturspaziergang im 13. Jahrhundert mit dem Binnenhof ab. Es ist das älteste Gebäude der Stadtgeschichte und dient heute als Amtssitz der niederländischen Regierung. Mit der bereits verinnerlichten Devise „Heb aandacht op de program“ wurden wir von unseren drei Stadtführern in die Mittagspause entlassen. Gestärkt und motiviert standen wir um 14 Uhr vor dem Mauritshuis, bereit all seine Kunstwerke zu bestaunen. Nach einer kurzen Einführung in die Geschichte des Hauses durch Nicole Neubauer konnte es nun losgehen. Bis zur Schließung des Museums lernten wir unter anderem Jan Vermeer und Rembrandt näher kennen und frischten unsere Erinnerung aus der Vorlesung etwas auf, indem wir noch einige Werke gemeinsam betrachteten. Mit dem Bus ging es dann wieder zurück nach Amsterdam. (Ninnel Dix)
Tag 6 – Mittwoch, 14. April 2010 | Otterlo
Wie schon die Tage zuvor begann das Programm um 8.30 Uhr. Nach einer Busfahrt hatten wir unser heutiges Ziel, den Skulpturenpark von Otterlo, beinahe schon erreicht. Doch das letzte Stück durch den Wald mussten wir mit dem Fahrrad bewältigen, was vor allem für die Tandems mit den ängstlichen Gefährtinnen zu einem Abenteuer wurde. Den Auftakt bei der Kunst bildete das Referat zu Rodins „Femme accroupie“ (Die Kauernde).
Die allansichtige, in sich selbst gedrehte Skulptur zeigte uns die Abkehr vom idealisierenden Menschenbild hin zu einem realistischen und fand viele Fans in der Gruppe. Schon von hier erkannte man Aristide Maillols „L`air“, eine scheinbar schwerelose Nackte aus Stein, völlig entgegen der Körperhaltung von Rodins Figur. Dem Künstler ist die Veranschaulichung des Elementes Luft wahrlich gelungen. Im Wald stießen wir auf Sol Le Witts „Six-sided Tower“, der eine Diskussion über den Begriff von Kunst auslöste. Der minimalistische Turm ist auf die pure Wahrnehmung ausgerichtet, die mit dem Vorwissen kollidiert. Bei strahlendem Sonnenschein wurde der „Aldo van Eyck-paviljoen“ besucht. Zahlreiche Skulpturen sind in dem offen gestalteten Komplex ausgestellt. Weiter ging es zu Richard Serras „One“, einem gusseisernen zylindrischen Objekt aus rostendem Corten-Stahl. Einige Meter weiter standen wir zunächst unbemerkt zwischen Tom Claassens „18 liggende houten mannen“. Witzig in Szene gesetzt, liegen im Wald 18 aus Baumstämmen gefertigte Figuren, die es zum Teil zu suchen galt, da sie bereits so stark verwittert waren, zersetzt und mit Moos bedeckt. Dubuffets „Jardin d`émail“, ein Spielplatz für Erwachsene, war an diesem Tag leider gesperrt. Nach einer Mittagspause mit stärkenden Leckereien im Cafe des Kröller-Müller Museums begann der zweite Teil mit ausführlichen Präsentationen zur Malerei Vincent van Goghs. Oana Mahalean und Madlen Hartung führten uns sowohl in die Malweise als auch in die künstlerische Entwicklung am Beispiel ausgewählter Werke ein, von den „Kartoffelessern“ bis hin zum „Kornfeld mit Schnitter und Sonne“. Zudem gewährte uns Frau Prof. Nakama einen Blick in die ausgeprägte Liebe van Goghs zu Japan und seiner Kultur. Erstaunlich ist, dass die bekannten Reproduktionen nicht einmal annähernd an die Farbintensität und den typischen Farbauftrag der Originale herankommen. Der Künstler spachtelte förmlich die Farbe auf die Leinwand. Wir sahen die noch aus Schultagen bekannte „Cafeterrasse“ und seine typischen Darstellungen von Sonne und Sonnenblumen. Einleitend zu „De Stijl“ brachte uns Evelin Rast den „Rietveld-paviljoen“ näher, der leider zur Restauration abgebaut war. Weiterführend übernahm Sven Zedlitz die Werke von Piet Mondrian. Geprägt sind seine Kompositionen von Linien und Rechtecken, die in ihrer Einfachheit so komplex sind. Nach seinem philosophischen Referat hatten wir ein wenig Zeit, das Museum selbständig zu erkunden, mussten es aber schon um 17 Uhr verlassen. Nach einem Gruppenfoto im frühlingshaften Grün schwangen wir uns wieder auf die Räder, die uns mehr oder weniger sicher zum Bus zurückbrachten. (Ninnel Dix)
Tag 7 – Donnerstag, 15. April 2010 | Amsterdam
Es sollte ein langer Tag im Rijksmuseum werden. Nach einer kurzen Besichtigung des Gebäudes freuten wir uns auf den Inhalt. Als erste Gruppe durch die Sicherheitsschranken geschleust, nutzten wir die Gunst der Stunde und nahmen die „Nachtwache“ von Rembrandt in Beschlag, denn schon nach einer Stunde war das Gemälde vor lauter Menschen nicht mehr zu sehen. Alexander Gimmel stellte uns weitere Werke des Künstlers vor: „Die Judenbraut“ und „Jeremias beklagt die Zerstörung Jerusalems“. Das nächste große Thema war die holländische Landschaftsmalerei, vertreten durch die Künstler Jan van Goyen, Jacob Ruisdael und Meindert Hobbema, präsentiert von Tabea Krauß. Die niederländischen Künstler haben geschickt Symbole in der Naturdarstellung platziert und wir machten uns daran diese aufzudecken. Vergleichend mit den Bildern in Haarlem widmeten wir uns auch der Sammlung von Stillleben im Rijksmuseums, das sich zunehmend füllte. Katharina Urbanczyk hielt zwei Vorträge zu Frans Hals‘ „Hochzeitsporträt von A. Massa“ und „Der lustige Trinker“, bevor wir in unsere wohlverdiente Pause gingen. Neuen Mutes setzten wir unsere Führung mit dem „Fröhlichen Fiedler“ von Gerrit van Honthorst fort. Das nächste Ziel war die Genremalerei, die uns wiederum Katharina Urbanczyk und Ninnel Dix erläuterten. Wir versammelten uns um Jan Vermeers weltberühmtes „Milchmädchen“ und studierten das Thema des Liebesbriefes an Beispielen von Gerard ter Borch und Pieter de Hooch. Die Genrebilder von Jan Steen mit ihren typischen erfreuenden und belehrenden Interieurszenen sahen wir, ebenso die zahlreichen Seestücke, die uns Oana Mahalean und Anna Rösler vorstellten. Darunter Werke von Adrian Pietersz. van de Venne bis hin zur dramatisch gestalteten „Explosion des Spanischen Admiralschiffes während der Seeschlacht bei Gibraltar am 25. April 1607“ von Cornelis Claesz und dem kriegerischen Treiben in der „Schlacht bei Ter Heyde“, von Willem van de Velde dem Älteren- auf einem riesigen Format mit Tusche ausgeführt. Unsere japanische Gaststudentin Aya Nakama sprach über die „Anbetung der Könige“ von Pieter Aertsen – in nahezu perfektem Deutsch. Wir konnten nun selbständig in kleinen Gruppen das Museum erkunden und anschließend noch einige Bilder vorstellen, van de Veldes „Fähre“, das „Eisvergnügen“ von Hendrik Avercamp und eine Panoramalandschaft von Philips Koninck, die Herr Prof. Dickel kommentierte. (Nicole Neubauer)
Tag 8 – Freitag, 16. April 2010 | Amsterdam
Dank seiner Verbindungen verschaffte unser Professor uns die Möglichkeit, Radierungen Rembrandts im Original zu bestaunen. Um 8.30 betraten wir die sonst nicht zugänglichen Räume des Rijksprentenkabinets in Amsterdam. Nach einer kurzen Erklärung zu den Unterschieden zwischen Radierung und Kupferstich durch Prof. Dickel konnten wir nun mit eigenen Augen die „herrenlose Linie“ des Künstlers bewundern.
Das „Selbstbildnis Rembrandts und Saskia“ und der „Sündenfall“ waren die ersten Werke. Besonders bei der Darstellung von Adam und Eva sahen wir das Aufreißen der Figur und das damit zum Vorschein kommende Innenleben, die Psyche der Personen. Die „Kreuzabnahme“ lag uns gleich in drei verschiedenen Fassungen vor, ebenso wie „Ecce homo“. Hier konnte man direkt die Spuren des Arbeitsprozesses, bei den „Drei Kreuzen“ und dem „Hundertguldenblatt“ zudem die unterschiedlichen Stadien der Radierung und die Zahl der Abzüge erkennen. Wir vertieften uns noch für einige Zeit in das Studium der Details. Zuletzt wurden noch „Die drei Eichen“, „Der Zeichner“ und Landschaften des Künstlers herangezogen. Für diese einmalige Gelegenheit waren alle Teilnehmer den Amsterdamer Gastgebern sehr dankbar. Der nächste Programmpunkt war ein Stadtspaziergang mit dem ersten Ziel Van Gogh Museum. Dieses setzt sich aus dem an „De Stijl“ orientierten Bau von Gerrit Rietveld und dem Neubau von Kisho Kurokawa zusammensetzt, der mit seinen geschwungenen Formen einen Gegensatz zu Rietvelds linearem Stil bildet. Mit der Tram fuhren wir zum Backsteinbau Het Ship von Michel de Klerk, der wegen seiner Schiffsform unmittelbar eine Verbindung zum Meer schafft. Heute beherbergt das darin befindliche Postamt ein Museum über die Amsterdamer Architektur. Wir nutzten den Ort, um eine Mittagspause einzulegen, bevor uns Jana Winter gegen 14 Uhr zum Kontorgebäude Sheepvarthuis führte. Das Gebäude greift in seiner Gestaltung und Dekoration ebenfalls das Thema Meer und Schiffe auf. Evelin Rast stellte uns als nächstes das Pintohuis im ehemals jüdischen Viertel vor. 1605 erbaut beherbergt es heute eine Bibliothek. Weiter im Programm ging es mit der ersten neugebauten protestantischen Kirche Amsterdams, die keinen Chor besitzt- die Zuiderkerk. Das Hudertushaus bot mit seinen farblich akzentuierten Fassaden eine gestalterische Abwechslung. In bekannter Backsteinfassade zeigte sich hingegen die Portugiesische Synagoge, genannt Esnoga. Der Bau von Elias Bouwman war Vorbild für weitere Synagogen auf der ganzen Welt. Das letzte Referat der Exkursion hielt Frau Amgalan. Sie stellte uns den Gebäudekomplex STOPERA vor. (Nicole Neubauer)
Tag 9 – Samstag, 17. April 2010 | Abreise
Statt wie geplant am letzten Tag gegen Nachmittag nach Franken zurückzufliegen, machte uns eine Naturgewalt einen Strich durch die Rechnung. Der seit Anfang des 19. Jahrhunderts nicht mehr ausgebrochene isländische Vulkan mit dem unaussprechlichen Namen „Eyjafjallajökull“ legte einen großen Teil des europäischen Luftraumes mit seiner Aschewolke lahm. Doch wir schafften es, mit dem Bus anstelle des geplanten Fluges pünktlich in Erlangen zu landen.
Hier finden Sie die Präsentation der Exkursion als PDF.