2016 – Berlin
Exkursion Berlin 11.–14. September 2016
Unser erstes Ziel nach der Ankunft am Berliner Hauptbahnhof war die Gemäldegalerie am Kulturforum, die die Bestände europäischer Malerei vom 13. bis zum 18. Jahrhundert beherbergt. Die Themengebiete der Referate umfassten die niederländischen Landschaften von Jacob van Ruisdael und Philip Konincks, Genreszenen von Jan Steen und Jan Vermeer sowie religiöse und mythologische Themen in Gemälden Rogier van der Weydens, Lucas Cranachs des Älteren, Rubens’, Rembrandts, Tizians und Caravaggios.
Gestärkt durch süße Berliner Pfannkuchen widmeten wir uns der als mächtiges „Bücherschiff“ gestalteten Staatsbibliothek von Hans Scharoun. Sie ist die größte wissenschaftliche Universalbibliothek im deutschen Sprachraum.
Die Berliner Philharmonie, ein weiteres Werk von Hans Scharoun am Kulturforum, hat eine imposante zeltartige Architektur mit goldener Außenhaut. Vor der Philharmonie steht die Skulptur „Berlin Junction“ von Richard Serra, zwei gebogene Stahlplatten, die einen schmalen Gang bilden, den wir durchliefen, um das Werk nicht nur optisch sondern auch physisch wahrzunehmen.
Das letzte Referat behandelte die Neue Nationalgalerie von Mies van der Rohe, ein quadratischer Pavillon als Stahl-/Glas-Konstruktion für die Kunst des 20. Jahrhunderts. Nachdem wir unser Gepäck in der Pension Funk untergebracht haben, gab es ein gemeinsames Abendessen in der Pizzeria „12 Apostel“.
Am zweiten Tag machten wir uns auf den Weg zum wohl bekanntesten Nationaldenkmal Deutschlands: dem Brandenburger Tor von Johann Gottfried Schadow mit der bekrönenden Quadriga. Am Pariser Platz besichtigten wir auch die Akademie der Künste und die DZ-Bank mit dem imposanten Atrium von Frank Gehry. Anschließend erhielten wir von unseren Referenten Informationen über die Architektur der Amerikanischen und Französischen Botschaft, ehe wir die Skulptur „Der große und der kleine Mann“ von Stefan Balkenhol in Augenschein nahmen. Danach sahen wir im Tiergarten das „Denkmal für die ermordeten Sinti und Roma im Dritten Reich“, welches vom jüdischen Künstler Dani Karavan gestaltet wurde. Vor der Mittagspause erhielten wir Vorträge über die Architektur der Britischen und Russischen Botschaft.
Gestärkt für den Nachmittag besichtigten wir Karl Friedrich Schinkels Schauspielhaus mit der davor platzierten Statue Friedrich Schillers. Auf dem Bebelplatz konnten wir das Universitätsgebäude, die Hedwigs-Kathedrale sowie Micha Ullmans Denkmal für die Bücherverbrennung im Nationalsozialismus betrachten. Die in der Nähe befindliche Neue Wache, auch von Schinkel, wurde uns ebenfalls vorgestellt. Sie beherbergt einen stark vergrößernden Nachguss einer Plastik von Käthe Kollwitz, die eine um ihren toten Sohn trauernde Mutter zeigt. Das Deutsche Museum mit dem Zeughaus war der nächste Programmpunkt. Den Höhepunkt stellte dann der Besuch der Reichstagskuppel am Abend dar. Bevor wir sie besichtigten, stellte uns eine Referentin die LED-Schriftbänder von Jenny Holzer in einem Treppenhaus des Reichstagsgebäudes vor, die über 400 Reden von Bundestagsabgeordneten wiedergeben.
Die erste Station am dritten Tag unserer Berlin-Exkursion war die Bauakademie von Karl Friedrich Schinkel. Ihre Fassade wurde in Sichtmauerwerk aus roten Backsteinziegeln errichtet, einem betont deutschen Baustil. In direkter Nähe findet sich ein weiterer Backsteinbau Schinkels, die Friedrichswerdersche Kirche, auch eine Nachahmung der Backsteingotik. Mit dem Humboldt-Forum entsteht ein besonders umstrittener Bau auf der Spreeinsel in Berlin Mitte. Er befindet sich am Standort des einstigen Berliner Schlosses, das in drei Fassadenapplikationen des Neubaus ein fragwürdiges Comeback erleben soll. Für die Nachbildung der Fassaden wurde eine Schlossbauhütte gegründet, um Gipsabdrücke der erhaltenen Formen herzustellen. Diskutiert wurde eifrig, ob nicht stattdessen Platz für einen neuen, unserer Zeit entsprechenden Bau hätte geschaffen werden sollen.
Ein weiterer Programmpunkt des Tages war das Neue Museum. An diesem Gebäude hatte man sich entschieden, die Spuren des Zweiten Weltkrieges als sichtbare „Narben“ beizubehalten, da so eine Verbindung zwischen der Geschichte der Stadt und der Geschichte des Gebäudes hergestellt wird. Vor der Alten Nationalgalerie steht ein Reiterdenkmal von Gustav Bläser (1876/86), das nach antiken Vorbildern eine Verbindung von Triumphbogenmotiv und Reiterdenkmal herstellt. Hoch zu Ross ist Friedrich Wilhelm IV. dargestellt, umgeben von den vier Allegorien der Religion, Kunst, Geschichte und Philosophie in den Sockelfiguren.
Die heutige Alte Nationalgalerie von Friedrich August Stüler war der zweite Bau auf der Museumsinsel in Berlin. Er zählt in die Epoche des Spätklassizismus und verbindet Elemente verschiedener Gebäudetypen. Das monumentale Treppenhaus erinnert an ein Schloss oder ein Theater, während der Giebel und die umlaufenden Halbsäulen an einen Tempel angelehnt sind. Zudem wurde im Norden eine Apsis angehängt, die sich sonst nur in Kirchenbauten findet. In der Sammlung betrachteten wir verschiedene Werke genauer, darunter Caspar David Friedrichs „Der Watzmann“ und „Der Mönch am Meer“ sowie Carl Blechens „Schlucht bei Amalfi“, eine Verbindung zwischen Realismus und Romantik. Claude Monets „Häuser in Argenteuil“ führt die Vorortlandschaft als neues Thema in die Kunst ein. In Pierre-Auguste Renoirs „Der Nachmittag der Kinder in Wargemont“ wird das unterschiedliche Temperament der Mädchen bereits durch die Farbwahl sichtbar.
Die Skulpturen von August Rodin „Das Eherne Zeitalter“ und „Der Denker“ zeigen die Bedeutung der Gebärden. Paul Cézanne brachte bei seinem Werk „Die Mühle an der Couleuvre bei Pontoise“ Bewegung – und dadurch Lebendigkeit – durch den Pinselduktus ins Bild. Auch die Spachteltechnik von Gustav Courbet konnten wir an seinem Gemälde „Die Woge“ genau betrachten.
Zu guter Letzt sahen wir die Bilder „Flötenkonzert Friedrichs des Großen in Sanssouci und „Das Eisenwalzwerk“ und diskutierten ausgiebig über die Arbeitsverhältnisse zur Zeit der Industrialisierung in Deutschland und die Haltung Adolph von Menzels zu diesem Thema.
Die nächste Station war Christian Boltanskis „The Missing House“ im Stadtzentrum. Er ermittelte die Namen der einstigen Bewohner des im Zweiten Weltkrieg zerstörten Gebäudes und brachte sie durch Metallplatten an den Außenmauern der Nachbargebäude an. Zum Abschluss des Tages besuchten wir Dan Grahams Glaspavillon, der wie ein Kristall in einen Hinterhof eingefügt ist, Graham thematisiert die Grenze zwischen privatem und öffentlichem Raum und führt die Betrachter zur Selbstreflexion.
Der letzte Tag in Berlin begann mit der Fahrt zum Holocaust Mahnmal. Nach der individuellen Begehung führten die unterschiedlichen Meinungen zu einer anregenden Diskussion. Für das Mahnmal sprach, dass Emotionen ausgelöst werden, wobei viele als Gegenargument den Mangel an Informationen nannten. Es folgte ein kurzes Referat am Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen. Nach einem kurzen Fußweg hörten wir noch zwei weitere Referate im Freien, zu einer Skulptur Eduardo Chillidas mit dem Titel „Berlin“ vor dem Bundeskanzleramt und ein weiteres zu Ellsworth Kellys Farbtafeln im Paul-Löbe-Haus gegenüber. Er begreift die ganze Wand als Bild, als würden die Formen seiner Farbtafeln miteinander tanzen, wie ein Sinnbild der Kräfte in der Demokratie.
Nach einer kurzen Stärkung lernten wir im Hamburger Bahnhof Werke von Joseph Beuys, Carl Andre und Bruce Nauman kennen, wobei dessen Rauminstallation „Room with My Soul Left Out, Room That Does Not Care“ bei den meisten eher unbehagliche Gefühle auslöste. Abgeschlossen wurde die Exkursion mit einem Referat über den Berliner Hauptbahnhof, bevor wir von dort aus unsere Heimreise antraten.
Wir möchten uns im Namen aller TeilnehmerInnen für die schöne und interessante Exkursion nach Berlin bei Herrn Prof. Dr. Dickel bedanken.
Von: Anja Falderbaum, Yvonne Merschmann, Daniela Bogendörfer, Daniela Gäbisch, Ingeborg Ludwig und Amelie Gerhard, Bilder von Julia Mohr
Hier finden Sie die Präsentation der Exkursion als PDF.