2023 – Mailand-Turin
Exkursionsbericht: Mailand und Turin
vom 20.– 26.09.2023 mit Prof. Dr. Hans Dickel
Im Sommersemester 2023 hatten 12 Studierende die Möglichkeit, gemeinsam mit Prof. Dr. Dickel und einigen Mitgliedern des Freundeskreises des Instituts für Kunstgeschichte an einer Exkursion nach Mailand und Turin teilzunehmen.
Am Mittwoch, den 20.09.23, startete die Reise mit einem Bus von Erlangen und Nürnberg aus direkt ins Zentrum von Mailand, das wir gegen 16:00 Uhr erreichten. Nach einem kurzen Aufenthalt im Hotel machten wir uns auf den Weg zu unserem ersten Highlight, der Galleria Vittorio Emanuele II, einer luxuriösen Einkaufspassage. Sie wurde Ende des 19. Jahrhunderts fertiggestellt und ist ein Zeichen der Vereinigung der damaligen jeweils eigenstaatlichen Fürstentümer und Regionen in einen unabhängigen Nationalstaat Italien. Den berühmten Mailänder Dom bewunderten wir zunächst nur aus der Ferne.
An dem darauffolgenden Tag, Donnerstag, den 21.09.23, begann das Tagesprogramm früh morgens mit einem Besuch (inklusive studentisch geleiteter Führung) der auf römische Ursprünge zurückgehenden Basilika St. Ambrogio. Begleitet von einem studentischen Referat konnte die Gruppe danach Santa Maria delle Grazie erkunden, neben der sich auch Leonardo Da Vincis Abendmahl (1495-1498) befindet. Zum Höhepunkt des Überblicks fanden wir uns im Anschluss zu einem Rundgang um und im Duomo di Milano zusammen. „Lungo come la fabbrica del Duomo“ (etwa: Solange wie die Domwerkstatt) ist ein italienisches Sprichwort, das scheinbar endlos lange Prozesse beschreibt, wie eben die 600 Jahre für den Bau des Doms. Nach einer kurzen Mittagspause freuten wir uns auf den Besuch der Pinacoteca Ambrosiana, in welcher Hauptwerke der italienischen Kunstgeschichte betrachtet und erarbeitet wurden: Tizians Die Anbetung der Könige (1559-60), Sandro Botticellis Madonna del Padiglione (Szene: Maria mit Christuskind und drei Engeln, 1493) und als besonderes Highlight der Karton zu Raffaels Schule von Athen (1508-11). Für das Abendprogramm standen noch zwei weitere wichtige Bauwerke Mailands auf unserer Agenda: Die Chiesa di Santa Maria presso San Satiro (1482) und die Torre Velasca (1956/58).
Tag 3 der Exkursion – Freitag, den 22.09.23 – verbrachten wir größtenteils in der Pinacoteca di Brera. Durch anregende Referate und Diskussionen erschlossen wir uns viele wichtige Hauptwerke der Kunstgeschichte. Neben Referaten zu Antonio Canovas Napoleon als Mars der Friedensstifter (1806), Piero della Francescas Pala Montefeltro (1466/74) und Raffaels Vermählung Mariä (1504) tauschten wir uns auch über Peter Paul Rubens‘ Abendmahl (1631/32) und Umberto Boccionis Schlägerei in der Galerie (1910) aus. Nach sechs Stunden intensiver Arbeit und einer kurzen Stärkungspause ging es dann weiter zu sehenswerten Bauwerken der Stadtarchitektur Mailands. Neben zeitgenössischen Gebäuden (Torre Unicredit, 2012 und Bosco Verticale, 2014) erkundeten wir im Kontrast dazu Bauwerke faschistischer Architektur, den Justizpalast von Architekt Marcello Piacentini und die Casa Rustici von Giuseppe Terragni. Der Tag endete vor dem Bahnhof und dem Grattacielo Pirelli
Am Tag 4, am Samstag, den 23.09.23, bot uns die Fondazione Prada Raum für einen regen und kreativen Gedankenaustausch mit Prof. Dickel. Nach einer umfangreichen architektonischen Einführung suchten sich Studierende und Gasthörende jeweils in Zweiergruppen ein Werk aus, das im Anschluss der Gruppe vorgestellt wurde. Intensiver beleuchtet wurden Carsten Höllers Upside Down Mushroom Room (2000), Jeff Koons Tulips (1995 – 2004) und eine Werkgruppe von Michael Heizer, anhand welcher Prof. Dickel den Kontrast zwischen amerikanischer Minimal Art und italienischer Arte Povera veranschaulichte. Unsere Tage in Mailand endeten mit einem Besuch des Museo del Novecento, in dem studentische Vorträge die Werke von Umberto Boccioni, Lucio Fontana und Piero Manzoni behandelten. Nach diesem informativen, aber auch anstrengenden Tag fuhr die Gruppe abends mit dem Zug weiter nach Turin. Dort angekommen konnte spätabends noch die neue Unterkunft bezogen werden.
Für Sonntag, den 24.09.23 stand das Castello di Rivoli auf dem Plan, eines der bedeutendsten Kunstmuseen für zeitgenössische Kunst. Nach einem kurzen Aufstieg starteten wir die Besichtigung mit einem Werk von Giuseppe Penone (Identità, 2001), welches Fragen zu Identitäten, Natur und Kultur aufwarf. Danach gab es weitere im Vorfeld vorbereitete Präsentationen zu Arbeiten von Richard Long (Romulus Circle, 1994, & Rivoli Mud Circle, 1996), Sol LeWitt (Panels and Tower with Colours and Scribbles, 1992) und Maurizio Cattelan (Novecento, 1997). Ähnlich wie in der Fondazione Prada nutzten wir den restlichen Tag, um weitere Arbeiten gemeinsam im Dialog zu erarbeiten. Studierende und auch Gasthörende waren angehalten, sich ein oder mehrere Werke auszusuchen, die nach einer kurzen Vorstellung in der Gruppe besprochen wurden. Durch informativen Input von Prof. Dickel konnten auf diese Weise viele komplexe Werke entschlüsselt werden. Dieser lehrreiche Prozess des gemeinsamen Erschließens, die großartige architektonische Rahmung und die turinische Berglandschaft im Hintergrund machten diesen Tag zu einem weiteren Höhepunkt der Reise.
Der letzte Tag der Exkursion, Montag, der 25.09.23, war der eindrucksvollen Turiner Stadtarchitektur gewidmet. Den Vormittag verbrachten wir – geleitet von einem weiteren studentischen Referat – im Stadtteil Lingotto, in welchem wir die berühmte (ehemalige) Automobilfabrik Fiat (1916-23) besichtigten, die unter Renzo Piano unter Bewahrung der äußeren Formgebung in ein modernes Kultur- und Messezentrum umgewandelt wurde. Bei schönstem Wetter folgte eine Lesung von Italo Calvino auf der Piazza Vittorio Veneto. Von dort aus ging es zu Fuß durch die prachtvollen Arkaden zur Mole Antonelliana (1863-89), zur Kirche San Lorenzo (Guarino Guarini, 1667-1680), zur Galleria San Federico (1933). Beschlossen wurde unsere Reise mit einem gemeinsamen Abendessen in einem Turiner Restaurant, bevor es am nächsten Tag mit dem Bus wieder zurück nach Erlangen ging.
Im Namen aller Studierenden möchten wir uns herzlich bei Prof. Dickel bedanken, der uns eine lehrreiche und schöne Exkursion geboten hat. Auch Peter Mörtel und allen anderen Gasthörenden möchten wir danken, denn ohne ihre Unterstützung wäre unsere Reise nicht dieselbe gewesen.
Bericht von Zoe Chatzieleftheriadis und Julia Keinath