Sakralität und Sakralisierung
Sakralität und Sakralisierung in Mittelalter und Früher Neuzeit. Interkulturelle Perspektiven in Europa und Asien.
DFG-Forschergruppe FOR 1533
seit 2011, 2014 verlängert
Projektleitung (Kunstgeschichte): Prof. Dr. Heidrun Stein-Kecks
Projektmitarbeiterin: Laura Albers M.A.
Teilprojekt der Kunstgeschichte: „Heiligkeit ist die Zierde Deines Hauses“ – Diskurse über die „Zierde des Hauses Gottes“ im Kontext der monastischen Heiligung des Lebens
Mit dem monastischen Kontext wird derjenige Untersuchungskontext gewählt, in dem Heiligkeit explizit als Konstituierung bzw. Heiligung als Ziel der Lebensform postuliert wird. Zugleich spitzt sich die in der Geschichte des Christentums in Auseinandersetzung mit den eigenen bilderfeindlichen Wurzeln und je zeitgenössischen nicht-christlichen Kontexten immer wieder neu diskutierte Frage der Darstellbarkeit Gottes und des Gottes- und Menschensohnes sowie der Zulässigkeit von materiellen Abbildungen und „heiligen Bildern“ im Kult sowie allgemein in Sakralräumen im frühen 12. Jh. gerade in Bezug auf das Ordensleben zu; im Rahmen seiner allgemeinen reformerischen Kritik zielt Bernhard von Clairvaux auch auf die (Bild-)Ausstattung von exklusiven monastischen Räumen und damit für ein lesekundiges Publikum, für das die traditionelle Begründung von Bildern als didaktisches Instrument nicht greifen kann. Das Projekt untersucht Quellentexte und monumentale Bildprogramme vom ausgehenden 11. bis zur Wende zum 13. Jh. auf ihren Beitrag zum Bilddiskurs des Hochmittelalters hin und prüft die Annahme, dass die neuen Bildkonzepte gerade die Heiligkeit als ein Argument im Bilddiskurs aufgreifen. Als Basis dient der in diesem Zusammenhang immer wieder zitierte Psalm 25/26,8 „an der Zierde deines Hauses habe ich mich erfreut, Herr“, der zu Beginn des 12. Jh. erstmals in wörtlicher Lesart als affirmative Begründung von materiellem Schmuck in Kirchen gewertet wird (Suger von St. Denis, Theophilus presbyter). Der in gewisser Weise korrespondierende Psalm 92/93,5, wonach „Heiligkeit [L] die Zierde deines Hauses, Herr“ ist, eröffnet für die Konzeption von Bildprogrammen gerade in monastischen Räumen, im Chorbereich und in der Klausur, eine Möglichkeit, angemessene Inhalte der Darstellung zu entwickeln, die zugleich der Heiligkeit antizipierenden und nach Heiligung strebenden Lebensnorm des exklusiven Publikums gemäß ist. Die implizite ästhetische Dimension ist in den Texten nachvollziehbar und lässt sich an den herausragenden, erhaltenen Denkmälern analysieren. Wenn das Ordensleben zuletzt durch Giorgio Agamben unter dem innovativen Ansatz als ein Dispositiv ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt wurde, fügt sich das hier untersuchte visuelle Dispositiv des Bildschmucks der spezifisch monastischen Ausprägung der Domus Dei in ihrer vielschichtigen Exegese nahtlos an. Neben den zu erwartenden neuen Ergebnissen zu bekannten Texten und Ausstattungsensembles werden ein bislang kaum beachteter Traktat von Boto von Prüfening, De domo Dei, sowie ein noch unbearbeitetes Ensemble einer Konventskapelle mit vollständiger Ausmalung in die Forschung eingeführt.