Luise Prell-Preis für Frau Verena Gerbeth, geb. Krippner
Verena Gerbeths Masterarbeit im Fach Kunstgeschichte „Zwischen Frauenbewegung und Faschismus: Publikationen und Positionen der Kunsthistorikerin Ottilie Rady im Nationalsozialismus“ (abgeschlossen 2023, betreut von Prof. Dr. Christina Strunck) wurde mit dem Luise Prell-Preis der FAU ausgezeichnet. Dieser Preis wird für hervorragende wissenschaftliche Abschlussarbeiten vergeben.
Wir gratulieren herzlich!
In ihrer Masterarbeit hat Verena Gerbeth in höchst souveräner Weise ein Thema bearbeitet, das aus drei Gründen besonders relevant ist:
- Ottilie Rady war Deutschlands erste habilitierte Kunsthistorikerin, ist aber von der Forschung bisher kaum beachtet worden, da sie ihre Professur an der TH Darmstadt schon 1937 wieder aufgeben musste.
- Radys Lebensweg ist höchst aufschlussreich im Hinblick auf Karrieremöglichkeiten und Karrierestrategien von Frauen während der Weimarer Republik und des Nationalsozialismus.
- Die Kernfrage, inwiefern in Radys scheinbar unpolitische kunsthistorische Texte nationalsozialistisches Gedankengut einfloss, ist zuvor noch nie untersucht worden.
Verena Gerbeths Arbeit ist eine echte Pionierleistung, gestützt auf intensive Forschungen im Deutschen Kunstarchiv. Methodisch geschickt verbindet sie Ansätze aus der Geschichtsforschung, der Kunstgeschichte und den Gender Studies. Dadurch gelingt es ihr, grundlegende neue Erkenntnisse zu zwei großen Bereichen zu gewinnen: Zum einen analysiert sie Radys intellektuelle Verortung und ihre Karrierestrategien; zum anderen zeigt sie anhand zahlreicher Dokumente auf, welches Frauenbild Rady in ihren Vorträgen und in der NS-Populärliteratur vermittelte. Die umfassende Kontextualisierung der untersuchten Texte ist stets überzeugend und sehr eindrucksvoll, zumal die Autorin dabei auch pointierte eigene Bildanalysen einbindet. Es handelt sich um eine sowohl inhaltlich als auch sprachlich sehr gelungene Leistung, die mit der Note „sehr gut (1,0)“ bewertet wurde.